2. Dezember 2016

Lilja meldet sich endlich wieder!

Schon lange ist's her, seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe. Ob ich viel erlebt habe, kann ich nicht richtig beurteilen. Aber hier kommt auf jeden Fall mal ein kleines Update:

Vor einigen Wochen war ich mit meiner Gastfamilie und dem OL-Verein am O-Event in Borås. Wir fuhren am Freitagnachmittag los und rannten bereits am Abend Nacht-OL. Ja, das kann man sich schlecht vorstellen, aber man springt mit einer Stirnlampe in der Stadt. Am nächsten Tag war es eine "Downhil-Strecke", das heisst, dass man zuerst 2 km rauf läuft bis zum Start und dann alles runter rennt. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zwei mal ziemlich verloren war und fragen musste, wo auf der Karte wir uns befanden. Am Sonntag war es dann im Tierpark, was ziemlich speziell war. Auf der einen Seite war es ziemlich schwierig, da man nicht überall springen konnte, doch auf der anderen Seite sehr cool, weil ich während dem Springen einen Tiger gesehen habe. Ich habe wieder meine Freundin Siri aus der Schweiz da angetroffen und wir konnten es irgendwie immer noch nicht glauben, dass wir hier beide in Schweden sind und uns sehen. Es ist eben doch am einfachsten sich auf Schweizerdeutsch zu verständigen. Mir ist aufgefallen, dass ich mich hier in Schweden oft total ruhig und scheu verhalte, obwohl ich das eigentlich überhaupt nicht bin, auf jeden Fall nicht so sehr.
Gastbruder auf dem 3. Platz

Kleiner Abstecher nach Göteborg
"Dieses Jahr gehen wir für Weihnachten all-in!", so die Worte meiner Gastschwester. Das heisst für sie, alle Weihnachtsdekoration, die man nur finden kann, aufstellen und dazu Weihnachtslieder rauf und runter hören. Mittlerweile kann ich schon die meisten bekannten Lieder auswendig, da sie so eine nervende Playliste zusammengestellt hat und dabei ist es noch nicht mal Dezember. Zum Aufklang in die Weihnachtszeit habe ich am ersten Advent in der Kirche in Olofström am Schülerkonzert der Musikschule Cello gespielt. Zwar war es ein altes schwedisches Seemannslied und kein weihnachtliches Stück, doch es war eine schöne Stimmung. 

Diese Stimmung verdankt man hier in Schweden dem frühen Eindunkeln, welches momentan bereits um drei Uhr beginnt. Man kommt also nach Schulschluss um drei Uhr aus dem Gebäude und sieht dem Sonnenuntergang zu und am Morgen, wenn man aufs Fahrrad steigt um acht bestaunt man die Sonne, die sich durch die kalte Luft an den Himmel kämpft. Alle Schweden regen sich tierisch darüber auf, weil man so nicht viel vom Tag hat und ich freue mich, weil es so komisch ist. Ich kann nicht richtig erklären, wie es ist, man muss es einfach erleben. Wahrscheinlich werde ich es bis Weihnachten auch nicht mehr so toll finden. Aber im Moment bin ich noch total begeistert!



Den ersten richtigen Schnee hatten wir auch schon. War dann nicht mehr so einfach mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren.


Oft werde ich gefragt, ob ich denn über Weihnachten nach Hause fliegen werde und die Reaktionen auf mein Nein sind alle gleich: "Was? Aber vermisst du deine Familie denn nicht?". Doch, ich vermisse meine Familie und besonders meine Freunde, aber tun wir das nicht alle immer ein bisschen, jeden Tag, wenn wir jemanden nicht sehen? Und ich finde das auch überhaupt nichts Schlechtes, es erinnert mich nur, was für tolle Menschen ich in der Schweiz habe. Das klingt jetzt sehr altklug, aber das wird einem erst bewusst und man lernt das erst richtig zu schätzen, wenn man so eine lange Zeit von ihnen getrennt ist. Zudem gibt es mir Hoffnung, hier auch solche Menschen zu finden, welche ich später vermissen darf.

Was für eine schöne Überleitung zum Thema Freunde. Wer meinen Blog ein bisschen mitverfolgt, weiss sicher, dass ich Probleme hatte in der Schule Anschluss zu finden. An was das lag weiss ich noch immer nicht, aber diese Frage beschäftigt mich auch nicht mehr so fest, denn es hat sich gebessert. Ich fühle mich nicht mehr so fehl am Platz wie zu Beginn. Un dich habe auch schon wieder einige Sachen mit Freunden unternommen. 
Mit zwei ganz lieben Mädchen aus meiner Klasse, Elin und Tova, habe ich einen heimeligen Plaudernachmittag verbracht. Ich habe ihnen gestanden, dass ich seit ich in Schweden bin noch nie richtige schwedische "Godis" (Süssigkeiten) gekauft habe und darauf musste ich mich durch alle Geschmäcker kämpfen. So einen Nachmittag hatte ich schon lange nicht mehr und ich hoffe wir wiederholen das bald wieder!


Ebenfalls habe ich mit denen ich in Malmö war Weihnachtskekse und -gebäck gebacken. Typisch schwedische versteht sich. Wir hatten es wirklich sehr lustig und es hat mir sehr gut getan. Nun bin auch ich total in Weihnachtsstimmung!

"Oh, das sieht aus wie Afrika. Welche Tiere gibt es dort?"
Lussekatter, schwedischer geht's nicht!

Am vergangenen Samstag fuhr ich mit meiner Gastmutter Martina nach Kopenhagen, sozusagen ins Ausland. Mit dem Auto dauert das ungefähr zweieinhalb Stunden, dank der riesigen Brücke von Malmö aus.Auf der anderen Seite angekommen haben wir zuerst das Museum moderner Kunst besucht. Mit einer spannenden Sonderausstellung zum Film "The Danish Girl". Anschliessend ging es in die Innenstadt, wo wir ein bisschen durch die Gassen schlendern wollten. Doch es wurde eher ein ständiges Ausweichen aller Passanten. Am Nachmittag, als es so langsam anfing zu dämmern, gingen wir im Tivoli an den Weihnachtsmarkt. Es war wie sich herausstellte eher ein Freizeitpark statt einem lauschigen Markt, aber als es dunkel wurde, war es wunderschön mit all den Lichtern. 

Øresundsbron, 7845 m lang





Morgen habe ich endlich wieder mal ein AFS-Treffen zum Thema Luciafest, welches am 13. Dezember ist. Das kann man mit dem 6. Dezember vergleichen, wo in der Schweiz der "Samichlaus" mit seiner Rute kommt. Wir müssen also Sprüche und Lieder lernen und uns weiss kleiden mit Glitzer im Haar und einer Kerze in der Hand. Ja, auch die Jungs tragen ein weisses Gewand! Ich freue mich unheimlich, alle Austauschschüler wieder zu sehen. Ich weiss, dass man eigentlich mehr mit Einheimischen zu tun haben sollte, aber man fühlt sich einfach so wohl mit den anderen Austauschschülern. Ich kann ihnen einfach alle Probleme und Hoffnungen, die ich hier habe, erzählen und sie verstehen sie, weil sie in die selben haben. Ich habe das mit den AFS-Familien nie richtig verstanden, aber jetzt, wo ich selber Teil von einer bin, mit so vielen tollen Austauschschülern von der ganzen Welt, kann ich diese Verbindung vollkommen nachvollziehen.

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